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Ruhrlandschule
Wir helfen Brücken bauen
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1 Unsere Rahmenbedingungen 1.1 Der Auftrag der Schule für Kranke und unser Profil 1.2 Unser Leitbild: Wir helfen Brücken bauen” 1.3 Unterrichtsorte 1.4 Unsere Geschichte 2 Lernen an der Ruhrlandschule 2.1 Pädagogik bei Krankheit 2.1.1 Förderdiagnostik 2.1.2 Rahmenbedingungen krankenpädagogischer Förderung 2.1.3 Pädagogische Begleitung und Unterstützung im Krankheitsfall 2.2 Unterricht 2.2.1 Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten 2.2.2 Spezielle Unterrichtsangebote an der Ruhrlandschule 2.3 Erziehung 2.4 … Was wir nicht leisten können 3 Fundamente und Leitplanken 3.1 Begleitung im Schullalltag 3.1.1 Bezugslehrerprinzip 3.1.2 Übergangsmanagement 3.2 Beratung 3.3 Kooperation und Kommunikation 3.3.1 Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche mit schulvermeidendem Verhalten 3.3.2 Clearingstelle für externe Schüler/innen 3.3.3 Partnerschule Helmholtz-Gymnasium Essen 3.3.4 Förderkreis „Ruhrlandkids“ 3.3.5 Öffentlichkeitsarbeit 4 „In Bewegung bleiben“ 4.1 Anforderungsprofil für Lehrer an der RLS 4.2 Evaluation und Konzeptentwicklung 4.2.1 Das Kanu-Konzept der Tagesklinik Altenessen – ein Beispiel 4.2.2 Neue Medien im Unterricht der Ruhrlandschule 4.2.3 SegeL – Selbstgesteuertes Lernen 4.2.4 Konferenzkonzept 4.2.5 SchuPs – Schule und Psychiatrie 4.2.6 Netzwerk Schule und Krankheit 4.2.7 HOPE – Hospital Organisation for Pedagogues in Europe 4.2.8 LeHo – Learning at Home and in the Hospital 4.3 Stellungnahme zu schulpolitischen Entwicklungen 4.4 Ziele 5 Publikationen

1 Unsere Rahmenbedingungen

1.1 Der Auftrag der Schule für Kranke und unser Profil

Die Schule für Kranke unterrichtet Kinder und Jugendliche aller Schulformen in Krankenhäusern, Universitätskliniken, Kinder-

und Jugendpsychiatrien und in Rehabilitations- und Kurkliniken.

Unsere Schüler/innen  sind in erster Linie langfristig erkrankt (mindestens vierwöchiger Aufenthalt in Kliniken oder  vergleichbaren medizinisch-therapeutischen Einrichtungen).  Der Unterricht bietet ihnen die Möglichkeit, trotz Krankheit mit Erfolg zu lernen und Schulabschlüsse zu erwerben.  Erfolgserlebnisse sind für kranke Kinder und Jugendliche  besonders wichtig. Sie bieten eine Perspektive für die Zeit nach der  Krankheit und fördern den Willen zum Gesundwerden oder helfen, die Krankheit anzunehmen und mit ihr umgehen zu können.  Die Angst, in der Schule zu versagen, verringert sich.  Ziel der Schule für Kranke ist es, kranke Schüler/innen individuell – je nach  Alter und Begabungsprofil - so zu fördern, dass  sie auch nach längerer Abwesenheit von ihrer Schule möglichst wieder Anschluss an einen für sie passenden Bildungsgang  finden.  Die Ruhrlandschule, eine der größten von über 40 Schulen für Kranke in Nordrhein-Westfalen, unterrichtet Schüler/innen, die  sich aufgrund einer Erkrankung in (teil-)stationärer Behandlung befinden. Sie ist eine Schule für Schüler/innen  aller  Schulformen – von der Primarstufe bis zum Berufskolleg. In den letzten Jahren wurden täglich im Durchschnitt 150  Schüler/innen unterrichtet. Durch die sich mehr und mehr verkürzenden Behandlungszeiten ergibt dies eine Schülerschaft von  mehr als 1000 Kindern und Jugendlichen pro Jahr.  Der Unterricht orientiert sich an den Richtlinien und Lehrplänen der zuständigen Heimatschule.  Es besteht die Möglichkeit,  Zeugnisse und Schulabschlüsse zu vergeben.  Das Kollegium der Ruhrlandschule besteht zurzeit aus ca. 30 Kolleg/innen, die nicht nur im Schulgebäude der Ruhrlandschule,  sondern auch an weiteren Standorten der Schule im Stadtgebiet von Essen unterrichten:  in der Kinderklinik des Universitätsklinikums Essen,  in der Kinder- und Jugendpsychiatrie des LVR-Klinikums,  in der Tagesklinik der Kinder- und Jugendpsychiatrie des LVR-Klinikums,  in der Kinder und Jugendpsychiatrie des Evangelischen Krankenhauses Essen – Werden und  in der Suchthilfe-Einrichtung StepOut   Angegliedert an die Schule ist zusätzlich eine Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche mit schulvermeidendem Verhalten,  eine Kooperation zwischen Ruhrlandschule und dem LVR-Klinikum Essen.  Schüler/innen der Ruhrlandschule werden je nach ihrer psychischen oder physischen Verfassung in Gruppen oder einzeln,  meist in verschiedenen Altersgruppen und Schulformen gemeinsam unterrichtet. Zu den Angeboten der Ruhrlandschule  gehören neben dem Unterricht in den „Kernfächern“ auch verschiedene Sport- und weitere Unterrichtsangebote (vgl.  „Unterricht“, Kap.2.2 ).  Die Arbeit der Ruhrlandschule basiert auf der Ermittlung des spezifischen Förderbedarfs von kranken Schüler/innen vor,  während und nach Aufenthalten in Kliniken. Sie gestaltet sich als Unterrichtsangebot, das in enger Zusammenarbeit mit  Eltern, therapeutischem, ärztlichem und pflegerischem Personal durchgeführt wird und umschließt auch Beratungsangebote  und Informationsaustausch für Eltern und Kolleg/innen der Heimatschulen.  Alle Beteiligten müssen berücksichtigen, dass Krankheit Lebensplanung und –perspektive sowie die schulische und berufliche  Zukunft tiefgreifend beeinflussen kann.  

1.2 Unser Leitbild: „Wir helfen Brücken bauen“

Wir: steht für das Kollegium der Ruhrlandschule, die ehrenamtlichen Kolleg/innen, die Unterstützer/innen, Freunde und Förderer. helfen: bedeutet, dass wir für Schüler/innen  im lang andauernden Krankheitsfall unsere Schule als zeitlich begrenztes Unterstützungsangebot verstehen. Dies kann unsere Schule nur gemeinsam mit allen anderen Personen und Institutionen schaffen, deren Ziel es ist, Kindern und Jugendlichen Krankheit erträglich und verständlich zu machen. Brücken: Krankheit bedeutet oft einen tief greifenden Einschnitt in ein Leben, in schulische Perspektiven und Zukunftsplanung. Brücken können einerseits helfen, Wege zwischen gewohnten Positionen begehbar zu halten; andererseits sie begehbar zu machen hin zu „neuen Ufern“, aus der Krankheit heraus zu gewohnten Lebenssituationen, oder aber auch zu einem neuen, anderen Leben nach oder mit einer Erkrankung. bauen: Unterricht an unserer Schule bedeutet vorrangig individuelle Förderung in kleinen Gruppen. Wir „bauen“ unterschiedliche Angebote als Brücke zu den Heimatschulen, oft sind aber krankheitsbedingt neue und andere Lernangebote und Lernformen notwendig. Unsere schulischen Aktivitäten sind Teil einer gemeinsamen Aufbauarbeit mit Schüler/innen, Eltern, Therapeuten, Ärzten, Klinikpersonal und weiteren Netzwerkpartnern. Unsere Brücke steht für… … ein stabiles Fundament: Schulische Förderung, Begleitung und Beratung, Akzeptanz individueller Lernwege und    Lernmöglichkeiten in Zusammenarbeit mit allen Partnern sind unser Kerngeschäft. … tragfähige Pfeiler: Wie jede Schule vermitteln wir Wissen, Kenntnisse und Fertigkeiten. Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht die spezielle pädagogische Bedürfnislage unserer Schüler/innen. Mit Blick auf eine Reintegration in die Allgemeine Schule geht es nicht nur um den Leistungsanschluss, sondern auch um eine Stärkung der Persönlichkeit. … einen begehbaren Weg, der hilft, eine schwierige, belastende Lebensphase, die sich durch die Krankheit ergibt, zu überbrücken, der hilft, eine schulische Brücke zu schlagen zwischen der Zeit vor und nach bzw. mit der Erkrankung und der sich orientiert an den sehr individuellen Bedürfnislagen und Erfordernissen unserer kranken Schüler/innen. 1.3 Unterrichtsorte

1.4 Unsere Geschichte

Die Geschichte der Ruhrlandschule Essen begann 1968: Eine Lehrkraft unterrichtete fast ausschließlich körperlich kranke  Kinder in den „Städtischen Krankenanstalten Essen". Später wurden „Krankenhausklassen“ gebildet und der  Körperbehindertenschule in Essen angegliedert. Die Zahl der Schüler/innen stieg kontinuierlich.   Im Jahr 1985 übernahm die Stadt Essen die Trägerschaft der „Städtischen Schule für Kranke“. Aus den Krankenhausklassen am  Uniklinikum Essen wurde eine selbstständige Schule mit zunächst drei kleinen Räumen in einer Baracke auf dem  Klinikgelände. Mit „Ruhrlandschule – Städtische Schule für Kranke“ erhielt sie 1991 auch einen eigenen Namen.  Mit wachsenden Schülerzahlen stieg auch die Zahl der erforderlichen Lehrkräfte. Neue Räumlichkeiten mussten her: 1996  erhielt die Schule ein eigenes Schulgebäude am Rande des Universitätsklinikums.  Im Laufe der Zeit nahmen die Liegezeiten der somatisch erkrankten Patient/innen aufgrund medizinischer Neuerungen immer  weiter ab. Im Gegensatz dazu stieg die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die aufgrund von psychischen Erkrankungen  längerfristig behandelt und beschult wurden. Neue medizinisch-therapeutische Standorte machten und machen neue  Schulräume erforderlich.  Unsere Geschichte im Überblick: 1968 – 1973 Unterricht in 2 Unterrichtsgruppen in der Kinderklinik sowie auf anderen Klinikstationen 12 Schüler /innen 1976 / 1977 Schulorganisation durch Frau Gies (Konrektorin der Körperbehindertenschule) 60 Schüler /innen 1977 / 1978 Eröffnung der Kinderdialyse 1978 / 1979 Eröffnung der Kinder- und Jugendpsychiatrie 1980 / 1981 Krankenhausklassen, organisiert durch die Körperbehindertenschule,  Schulleitung: Frau Pfeifer  Erstes Sommerfest 1985 / 1986 Erlangung der Selbstständigkeit: „Städtische Sonderschule für Kranke“ 1. Schulleitung: Herr Dechant 90 Schüler /innen 1989 / 1990 Schulleitung bis 2004: Frau Neujean 106 Schüler/innen 1991 / 1992 Namensgebung  „Ruhrlandschule“, Schule für Kranke Gründung des Förderkreises 1994 / 1995 Eröffnung der Tagesklinik  Altenessen Konrektorin bis 2008: Frau Sonnenschein 1996 Bezug des neuen Schulgebäudes 1997 / 1998 Beginn des Sonderunterrichts Unsere neue Schülerzeitung  „Zwischenzeitung“ Einrichtung einer Stelle für Zivildienstleistende Internet-Anschluss 2002 / 2003 Eröffnung von „Haus Trialog“ 2004 / 2005 Qualitätsanalyse (Schulinspektion) Schulleitung: Herr Frey (September 2004) Feier zum 20jährigen Bestehen der RLS 2005 / 2006 Eröffnung des Standortes „StepOut“ Externe Evaluation (Prof. Steins, Universität Duisburg-Essen) (vgl. „Publikationen“ Kap. ) 2006 / 2007 Eröffnung der Tagesklinik Werden Beginn des außerschulischen Angebotes: Heilpädagogisches Voltigieren 120 Schüler/innen 2008 / 2009 Ausrichtung der Fachtagung „Schule und Psychiatrie“ (SchuPs) www.schups.org  Konrektorin: Frau Sentker 140 Schüler/innen 2009 / 2010 Eröffnung des Standortes „Haus Columbus“ (geschlossene Jugendhilfeeinrichtung) Voltigieren als Schulsport Start des MedInNRW-Projektes 2010 / 2011 Rückzug aus dem „Haus Columbus“ Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche mit schulvermeidendem Verhalten 145-150 Schüler/innen 2011 / 2012 Umzug der Kinder- und Jugendpsychiatrie des LVR-Klinikums in die Wickenburgstraße Eröffnung der Tagesklinik Mülheim 155 Schüler/innen 2012 / 2013 Übergabe der Tagesklinik Mülheim an den dortigen Schulträger 150 Schüler/innen 2014 / 2015 Umzug der Werdener Schulräume in ein Nachbargebäude 150 Schüler/innen 2015 Mitarbeit beim EU-Projekt „LeHo“ (Learning at Home and in the Hospital, http://www.lehoproject.eu/de/) Wiederaufnahme des Unterrichts im „Haus Columbus” 2 Lernen an der Ruhrlandschule 2.1 Pädagogik bei Krankheit Schulpflichtige Kinder und Jugendliche, die innerhalb eines Schuljahrs voraussichtlich mindestens vier Wochen erkrankt sind,  in einer Klinik behandelt werden und ihre Heimatschule nicht besuchen können, erhalten Unterricht von Lehrer/innen der  Schule für Kranke. Die meisten Schüler/innen sind aufgrund ihrer Erkrankung und deren Behandlung besonderen Belastungen  ausgesetzt, die sich tiefgreifend und umfassend auf ihre Lebens- und Lernsituation auswirken. Dies wird auch im schulischen  Unterricht deutlich und konkretisiert sich im individuellen Förderbedarf kranker Schüler.   2.1.1 Förderdiagnostik Förderdiagnostik findet insbesondere in alltäglichen Lehr- und Lernsituationen statt. Diagnostische Daten werden vorwiegend  durch Beobachtung in Unterrichtssituationen und auf der Grundlage von Gesprächen mit den Schüler/innen, ihren  Erziehungsberechtigten, den Lehrkräften der Heimatschulen, dem Klinikpersonal und ggf. weiteren Personen (z. B.  niedergelassenen Therapeut/innen) erhoben. Förderdiagnostik dient der individuellen Förderung kranker Schüler/innen. Aus  den Diagnosedaten leiten Lehrkräfte der Schule für Kranke Fördermaßnahmen ab, die sie mit dem Pflege- und Erziehungsteam  der Klinik bzw. dem ärztlichen und therapeutischen Personal abstimmen. Die Fördermaßnahmen beziehen sich insbesondere  auf das Lern- und Arbeitsverhalten, die Lern- und Leistungsmotivation und das Sozialverhalten. Darüber hinaus wird der  aktuelle Lern- und Leistungsstand der Schüler/innen erhoben.  2.1.2 Rahmenbedingungen krankenpädagogischer Förderung Bei der Förderung erkrankter Schüler/innen berücksichtigen wir folgende Aspekte  (vgl. Empfehlungen der  Kultusministerkonferenz, http://www.kmk.org/):  Kranke Kinder und Jugendliche, auch wenn sie den Schulbesuch vermeiden, sind aufgrund ihrer  Erkrankung häufig starken, oftmals extremen Belastungen (Ängsten, Schmerzen, massiven Frustrationen)  ausgesetzt.  Sie können häufig nicht am Leben ihrer sozialen Bezugsgruppen, insbesondere der Peergroup,   teilnehmen und leiden unter diesem sozialen Ausschluss.  Sie erleben Krankheit oftmals als Kränkung (Einschränkung der Leistungsfähigkeit, Veränderungen des   äußeren Erscheinungsbildes, Abhängigkeit von anderen u. a.).  Sie erleben sich als weitgehend fremdbestimmt (durch Behandlungsroutinen, Diätvorschriften u.a.).  Daher ist unser wichtigstes Ziel die schulische und soziale Reintegration kranker Kinder und Jugendlicher.  2.1.3 Pädagogische Begleitung und Unterstützung im Krankheitsfall Über das Unterrichtsangebot hinaus benötigen viele unserer Schüler/innen weitere pädagogische Begleitung  und Unterstützung:  Kranke Schüler/innen und ihre Erziehungsberechtigten haben häufig einen hohen Beratungsbedarf   (vgl. „Beratung“, Kap. 3.2).  Unsere Rahmenbedingungen geben uns die Möglichkeit, uns in besonderem Maß persönlich um   unsere Schüler/innen zu kümmern.  Die schulische und  soziale Reintegration fordert in vielen Fällen die intensive Mitwirkung der Schule   für Kranke, nicht selten auch die persönliche Begleitung durch Lehrkräfte der Schule für Kranke.  Kolleg/innen der Heimatschulen bzw. der aufnehmenden Einrichtungen benötigen häufig kollegiale   Beratung in Bezug auf kranke Schüler/innen.  2.2 Unterricht Grundvoraussetzung für unser schulisches Arbeiten ist, dass wir uns auf die gesundheitliche Verfassung und die schulischen  Voraussetzungen unserer Schüler/innen  individuell einstellen.   2.2.1 Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten Hierbei orientieren wir uns an den Ausbildungsgängen und Richtlinien der Unterrichtsfächer in enger Zusammenarbeit mit der  für die Schülerin oder den Schüler zuständigen Heimatschule.  Den erkrankten Schüler/innen wird die Möglichkeit gegeben, in ihrer augenblicklichen Situation schulisches Lernen als sinnvoll  und hilfreich zu erleben. Ziel des Unterrichts ist es in der Regel, nach dem Klinikaufenthalt schulisch gut anknüpfen zu  können.  Persönliche Orientierung  Alters- und entwicklungsgerecht geben wir unseren erkrankten Schüler/innen Gelegenheit, ihr Wissen zu erweitern, einen  reflektierten Standpunkt zu entwickeln und in der Gruppe vertreten zu können (vgl. „Erziehung“, Kap. 2.3).  Förderung der Lern- und Leistungsmotivation  Schule und Unterricht während eines Krankenhausaufenthaltes bietet Kindern und Jugendlichen ein Stück stabilisierende  Normalität, kann aber zudem durch besondere Unterrichtsangebote und kleine Lerngruppen zusätzlich zum Lernen  motivieren. Die Förderung von Lern- und Leistungsmotivation gelingt gerade im Krankheitsfall  durch eine aktive Beteiligung  der Schüler/innen an der Gestaltung von Lernprozessen. Curriculare Offenheit und Schülerorientierung helfen darüber hinaus,  Ausdauer, Konzentration und Aufmerksamkeit zu stärken sowie eigene Ressourcen (wieder) zu entdecken (vgl. „Erziehung“,  Kap. 2.3).  2.2.2 Spezielle Unterrichtsangebote an der Ruhrlandschule Die sonst durch starke emotionale Belastungen bestimmten Tagesabläufe der Kinder und Jugendlichen werden bei diesen  speziellen Angeboten im positiven Sinne unterbrochen. Entsprechende Erfolgserlebnisse stellen sich dabei in der Regel schnell  ein und stärken so das Selbstbewusstsein. Zudem entsteht hierbei die Einsicht, dass es notwendig ist, sich auch schwierigen  Situationen zu stellen und sie zu bewältigen. Die Schüler/innen sind besonders gefordert, Rücksicht aufeinander zu nehmen  und zu kooperieren.  Kanufahren als Schulsport   Kanufahren ist schon seit vielen Jahren besonders beliebt. Sobald die Wetter- und Wasserverhältnisse es zulassen, beginnt am  Baldeneysee die Saison. Mit den schuleigenen Kajaks werden die Schüler/innen unter der Anleitung von geschulten  Lehrer/innen an das Kanufahren herangeführt (vgl. auch 4.2.1 „Das Kanu-Konzept der TK Altenessen“).   Voltigieren als Schulsport   Speziell ausgebildete Lehrerinnen mit Trainerlizenz leiten dieses Schulsportangebot.  Das Voltigieren wird auf der Anlage des  Reitsportvereins Essen e.V. durchgeführt. Der Verein verfügt über einen Gymnastikraum zum Aufwärmen, mehrere Reithallen  und ausgebildete Voltigierpferde.  Die Schüler/innen machen einerseits Erfahrungen im Umgang mit dem Pferd als Sportpartner und erlangen Wissen über  Pferdehaltung und –pflege; andererseits erlernen sie Grundkenntnisse des Voltigierens.   Heilpädagogisches Voltigieren Dieses gemeinsame Projekt der Ruhrlandschule und der Kinder- und Jugendpsychiatrie findet in Zusammenarbeit mit dem  Carolinenhof in Essen-Kettwig für mehrere Schülergruppen statt.  Das heilpädagogische Voltigieren stellt ein besonderes Bindeglied zwischen Therapie und Schule dar.   Weitere spezielle Angebote Exkursionen, Besuch außerschulischer Lernorte Lesungen Projekte, Projektwoche Basare, Ausstellungen Sommerfest Schülerzeitung Klassenfahrt (StepOut) Schwimmen als Schulsport Hauswirtschaft, Technikunterricht Selbstgesteuertes Lernen (SegeL) 2.3 Erziehung Alle Schulen in Nordrhein-Westfalen, also auch die Schulen für Kranke, haben einen Bildungs- und Erziehungsauftrag (vgl.  Schulgesetz für das Land NRW, hier § 2, https://www.schulministerium.nrw.de/docs/Recht/Schulrecht/Schulgesetz/). Gerade  in der Ausnahmesituation einer somatischen oder psychischen Erkrankung – vorübergehend oder dauerhaft - bestimmen  besondere Förderung und individuelle Hilfe unser erzieherisches Handeln. Nur so kann die (Re-)Integration unserer  Schüler/innen gelingen.   Persönlichkeitsbildung  Die Ausnahmesituation der Krankheit erfordert zunächst oft die Stärkung der Persönlichkeit, damit unsere Schüler/innen ihre  eigenen Ressourcen (wieder) entdecken, entfalten und für schulisches Lernen nutzen können. Unser Ziel ist es, ihnen einen  Perspektivwechsel und neue Blickwinkel zu ermöglichen. Die Belastungen, die sich durch eine längerfristige oder chronische  Krankheit ergeben (vgl. „Rahmenbedingungen“, Kap. 2.1.2), eröffnen Möglichkeiten, sich selbst und seine Persönlichkeit  weiter zu bilden und in einem neuen Licht zu sehen. Damit dies gelingen kann, steht im Mittelpunkt unseres pädagogischen  Handelns der wertschätzende, achtsame Umgang miteinander; er ermöglicht gegenseitige Toleranz und die Akzeptanz  unterschiedlicher Haltungen.  Förderung des Lern- und Arbeitsverhaltens   Um erkrankte Schüler/innen in diesem Bereich effektiv fördern zu können, bedarf es einer Lern-, Arbeits- und  Leistungsbereitschaft, die manchmal durch die Krankheit verlorengeht bzw. vorübergehend aus dem Blick gerät. Daher sind  gemeinsame Zielabsprachen und die Verknüpfung schulischer Themen mit der eigenen Lebenswelt hilfreich, um (wieder)  Lernfreude herzustellen und schulische Erfolgserlebnisse zu ermöglichen.  Unser Ziel ist es, die Selbstständigkeit und das eigenverantwortliche Handeln unserer Schüler/innen zu fördern sowie eigene  Lernprozesse zu reflektieren und zu steuern. Auch hier helfen individuelle Zielvereinbarungen sowie regelmäßige Lehrer-  Schüler-Gespräche, die dazu dienen, Lernprozesse bewusst zu machen. Trotz der sehr unterschiedlichen Voraussetzungen ist  jede(r) Schüler/in auch Teil einer kleinen Gruppe, in der die Teamfähigkeit gefördert wird und möglichst alle in die Gruppe  integriert werden. Soziale Kompetenz Um das eigenverantwortliche Handeln unserer Schüler/innen zu stärken, sie aber auch zu ermutigen, Verantwortung in der  Gruppe zu übernehmen, bedarf es der Förderung sozialer Kompetenzen. Wir möchten die Schüler/innen befähigen, ihr  Handeln zu reflektieren und ihre Bereitschaft fördern, sich auf eine Gruppe einzulassen, deren Regeln zu akzeptieren und sich  selbst als gleichwertiges, gleichberechtigtes Mitglied dieser Gruppe zu erleben. Sie sollen ermutigt werden, soziale Kontakte  zu knüpfen und zu pflegen. Dies ist wichtig, da längere Krankheitsphasen oft zum Verlust oder zur starken Einschränkung  sozialer Kontakte führen. Ein weiteres Handlungsfeld ist der Umgang mit Konflikten. Um diese angemessen anzunehmen,  mitzuteilen und zu bewältigen, bedarf es z.B. der Erfahrung, dass auch schwierige Kommunikation gewaltfrei gelingen kann,  wenn wir wertschätzend und achtsam miteinander umgehen. So lernen die Schüler/innen, ihre eigenen Grenzen  wahrzunehmen, mitzuteilen und die Grenzen anderer zu akzeptieren.   Emotionale Kompetenzen  Sich selbst zu mögen und wertzuschätzen fällt insbesondere dann schwer, wenn man krank ist und sich als „anders“,  (leistungs)schwach oder bedürftig erlebt. Deshalb steht die Förderung des Selbstwertgefühls und –bewusstseins im Mittelpunkt  unseres pädagogischen Arbeitens. Empathie und Wertschätzung von Lehrer/innen und Mitschüler/innen zu erfahren, hilft dem  einzelnen, sich emotional einzulassen, zu öffnen und mitzuteilen. Im Wissen um die eigenen Ressourcen entwickeln die  Schüler/innen Selbstvertrauen bei der Auseinandersetzung mit schulischen Themen und Inhalten.  Dafür wird ein sicherer verlässlicher Rahmen benötigt, in dem sich die Schüler/innen als selbstwirksam erleben. 
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